Liebe Gemeinde im Advent!
Schön, so ein Christbaum im Schnee und unter Sternen!
Im Zimmer geht das nur leider nicht. „Lieferengpässe bedrohen Weihnachtsware“ titelten Zeitungen im Herbst. Es war nicht klar, ob man
z.B. genügend Christbaumkugeln ausliefern könnte. Dass unter dem
Baum dann vielleicht nicht alle gewünschten Dinge liegen, haben wir
schon gelesen oder selbst erfahren. Viele Elektronik-Artikel konnten
nicht ausreichend produziert werden. Der Mangel an Datenchips wirkt
sich auch bei Haushaltsgeräten aus. Durch den Engpass beim Holz
gibt es nicht genügend Papier, um Bücher zu drucken. Auf Fahrräder
muss man lange warten. Auch bei Nudeln und Zahnpasta kann es
noch Probleme geben.
„Weniger ist mehr“, sagt ein Slogan unserer Zeit. Ein Film- und Buchtitel.
Im Internet finden wir Anleitungen, an Alltagsdingen zu sparen
und zu verzichten. „Brot für die Welt“ hat das mit dem Plakat
„Weniger ist leer“ schon vor 15 Jahren auf die Situation hungernder
Menschen bezogen. 2021 gab es dafür den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design“. Das Plakatmotiv zeigt eine fast leere Reisschale in der Form des orangefarbenen „o“ im Logo von Brot für die Welt.
Sollen wir also sparen und fasten an Weihnachten — weil es manches nicht gibt und weil andere viel weniger haben?
Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, …“, schreibt Paulus im Brief an die Gemeinden in Galatien. Das Christfest ist Erfüllung der Zeit. Darum auch eine Zeit der Fülle. Wir feiern und wir beschenken uns, weil Gott uns mit seinem Sohn alles geschenkt hat. Reich und hell macht er unser Leben durch Jesus. Deswegen die Kerzen am Baum, die Kugeln und Strohsterne, die Deko in den Fenstern, die liebevollen Päckchen und der Weihnachtsbraten.
Auch der Advent ist auf diese Fülle ausgerichtet. Deshalb ist es so schwierig, dass er eine „stade“, besinnliche Zeit bleibt. Wir wollen ja ein schönes, reiches Fest vorbereiten. Unseren Lieben wollen wir gut tun. Ihnen zeigen, wie gern wir sie haben. Wünsche erfüllen, vor allem die der Kinder. Wir alle sind Gottes Kinder, sagt Paulus. Auch als Erwachsene Schwestern und Brüder seines Sohnes Jesus Christus.
Alle anderen sind es aber ebenso. Auch das ist uns bewusst in dieser Zeit. Darum all die großen Spendengalas und die Aktion „Brot für die Welt“. Um Menschen in armen Ländern sorgen sich viele — und um Notleidende hier bei uns, wie mit dem Zeitungs-Projekt „Freude für alle“. Gottes Kinder sind wir alle gemeinsam. Eine ganz große Familie.
Da können wir auch manchen Mangel dieser Vorweihnachtszeit einordnen. In der Menschheitsfamilie versuchen wir das miteinander zu teilen, was es gibt. Manche Wünsche können eben nicht (gleich) in Erfüllung gehen. Wir brauchen eine gewisse Bescheidenheit. Immer-hin leben wir im reichen Teil dieser Erde. Wir freuen uns an dem, was am und unter dem Baum zu finden ist. Wir spüren und verschenken die Liebe.
Ihnen eine gesegnete Adventszeit und frohe Weihnachten!
Ihr
Pfarrer Dr. Ulrich Schindler